
Natascha
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3 Min.
Die Preise steigen, die Zinsen auch: Billiger wird es absehbar nicht, ein Haus zu bauen. Solltet ihr euch trotzdem jetzt euren Traum vom Eigenheim erfüllen?
Erst die Coronapandemie, dann der Krieg in der Ukraine: Wer in den letzten drei Jahren ein Haus bauen wollte, sah sich mit vielen Unwägbarkeiten konfrontiert. Der Fachkräftemangel in den Bau- und Handwerksbetrieben, die Rohstoffknappheit, und die Inflation haben die Hausbaupreise praktisch explodieren lassen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) betrug der Preisanstieg beim Hausbau im Mai 2022 17,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr – dies ist der stärkste Anstieg seit 1970! Kein Wunder, dass viele Familien ihr Bauvorhaben zumindest vorerst auf Eis gelegt haben. Doch wie wird sich die Situation in der Baubranche im Jahr 2023 entwickeln?
Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Es ist unwahrscheinlich, dass die Preise für Bauvorhaben im nächsten Jahr fallen werden. Diese Entwicklung ist unabhängig davon, wie lange der Ukrainekrieg und die damit verbundene Rohstoffknappheit noch dauern wird.
Experten gehen davon aus, dass sich die Preise für Baustoffe und Handwerkerleistungen weiterhin auf einem hohen Niveau bewegen werden. Hinzu kommen die steigenden Zinsen für Baufinanzierungen, die die Kosten in die Höhe treiben.
Wer die Finanzierung auf solide Beine stellen kann, sollte trotzdem jetzt mit dem Bau beginnen und mit einem Eigenheim eine beständige Wertanlage schaffen. Denn die gute Nachricht: Wenn ihr einige Tipps beherzigt, könnt ihr eine Menge Geld sparen und ein Traumhaus passend zu eurem Budget bauen.
Mit Wohn-Riester, der Wohnungsbauprämie und Förderprogrammen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder des Bundesministeriums für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) greift der Staat Familien bei der Verwirklichung ihres Haustraums unter die Arme. Ab April 2023 soll es außerdem eine neue Wohneigentumsförderung für Familien mit kleinem Einkommen geben. Sie sollen von zinsgünstigen Darlehen der KfW profitieren.
Sobald ihr das passende Grundstück gefunden habt, solltet ihr euch zeitnah über die Vorgaben im Baugebiet informieren. Diese betreffen zum Beispiel die Dachformen, die Anzahl der Etage oder die erlaubten Haustypen. So könnt ihr die Planung präzisieren, ohne dass später ein böses Erwachen droht.
Bisweilen kann ein Bodengutachten sinnvoll sein. Das ist zwar nicht ganz günstig, jedoch gibt es Aufschluss über die Beschaffenheit des Untergrundes. Holt euch außerdem verschiedene Angebote von Architekten und Bauträgern ein! So habt ihr eine solide Basis für alle weiteren Entscheidungen.
Gut zu wissen: Achtet beim Kaufvertrag darauf, dass dieser eine Bauzeitgarantie und eine Festpreisgarantie enthält! Hierbei kommt es darauf an, dass die Festpreisgarantie länger sein muss als die Bauzeitgarantie.
Beim Hausbau ist finanzielle Weitsicht das A und O! Die Faustregel besagt, dass ihr mit mindestens rund 1.500 Euro pro Quadratmeter rechnen solltet.
Finanzexperten raten zu einem Eigenkapitalanteil von 30 Prozent, zum Beispiel aus einem Bausparvertrag. Je größer das Polster, desto besser. Als Minimum gilt ein Eigenkapitalanteil von 15 Prozent – vorausgesetzt, Banken oder Baufinanzierer sind damit einverstanden.
Wenn ihr – wie vermutlich die meisten Baufamilien – auf eine Finanzierung eures Traumhauses angewiesen seid, solltet ihr die Zinsgestaltung der Bank beachten. Das Problem: Sind die Zinsen für zehn Jahre festgeschrieben, können sie im elften Jahr extrem ansteigen.
Bei vielen finanzierten Eigenheimen geraten die Besitzer dann in große Bedrängnis, die sogar in Zwangsversteigerungen münden kann. Wenn möglich, lasst euch die Zinsen für den kompletten Finanzierungszeitraum festschreiben. Das ist oft etwas teurer, bietet euch aber mehr Planungssicherheit.
Für die Detailplanung Eures Eigenheims gilt: In der Ruhe liegt die Kraft. Plant ausreichend Zeit mit der Architektin oder dem Bauunternehmen ein, um alles genau zu besprechen.
Bei der Grundrissplanung müsst Ihr nicht bei Null anfangen – andere Häuser können durchaus als Vorlage dienen, um daraus das eigene Traumhaus zu gestalten. Mit unserem Matching-Tool findet ihr die passenden Grundrisse für euer Traumhaus.
Steht der Grundriss, kann der Bauantrag gestellt werden. Doch dann stellt sich auch schon die Materialfrage. Boden- und Wandbeläge, Steckdosen, Fenster und Türen, Heiztechnik, Dachziegel: Angesichts der momentanen Situation ist es ratsam, vorab bei den verschiedenen Lieferanten anzufragen – andernfalls könnten lange Lieferzeiten Eure Planungen torpedieren. Es ist zudem hilfreich, Anfragen bei verschiedenen Zulieferern zu platzieren.
Wer beim Hausbau flexibel ist, kann oft bares Geld sparen. Überlegt euch genau, ob es wirklich das 160 Quadratmeter große Eigenheim sein muss oder ob vielleicht auch 130 Quadratmeter ausreichen. Ist ein Arbeits- oder Gästezimmer wirklich notwendig? Wie wichtig ist euch der begehbare Kleiderschrank tatsächlich?
Wenn ihr Abstriche bei der Größe macht, könnt ihr bis zu 50.000 Euro sparen. Ein Keller treibt die Baukosten ebenfalls in die Höhe. Vielleicht erfüllen ja auch ein Gartenhaus oder eine größere Garage den Zweck. Pool, Sauna oder Fitnessraum sind Luxus, der auch später hinzukommen kann.
Bei der Ausstattung eures Eigenheims könnt ihr in Krisenzeiten ebenfalls Kosten optimieren. Laminat statt Parkett, eine solide Einbauküche statt des smarten Gourmettempels – wer seine Ansprüche etwas herunterschraubt, schont das Budget.
Ihr seid handwerklich geschickt und habt ausreichend Zeit? Arbeiten wie Wände spachteln, tapezieren und streichen sowie Fußboden verlegen, könnt ihr vielleicht in Eigenleistung erledigen. Gut zu wissen: Manche Baufinanzierer stufen diese "Muskelhypothek" als Eigenkapital ein, und ihr profitiert von einer günstigeren Finanzierung.