
Natascha
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6 Min.
Kaum eine Anschaffung hat so langfristige Auswirkungen auf das eigene Leben, wie der Kauf bzw. Bau des eigenen Hauses. Klar, das ist nicht nur die kostenintensivste Anschaffung – mit der Bindung an ein Haus definiert man auch für lange Zeit wichtige Umstände, in denen man sein Leben gestalten wird. Umso wichtiger ist es, sich den Reiseweg zum Traumhaus klar zu machen und die verschiedenen Schritte genau zu planen. Dieser Ratgeber soll Euch dabei helfen.
Das Wo hat großen Einfluss auf das Wie. Deshalb solltet Ihr zu erst herausfinden, auf welchem Grundstück Ihr bauen wollt. Denn je nach Wunsch zahlt Ihr allein für das Grundstück schon eine so hohe Summe, dass Ihr dann schauen müsst, was an Geld für den Bau noch übrig bleibt.
Im Durchschnitt müsst Ihr etwa 20 Prozent der Gesamtkosten für ein Grundstück planen, in den Bundesländern Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis unter 60 €, in Berlin bei über 1.300 €. Grundstücke auf dem Land sind im Durchschnitt günstiger: Bauland kostete 2019 in kleinen Gemeinden rund 66 € pro Quadratmeter, in Großstädten rund 1.130 € pro Quadratmeter.
Außerdem müsst Ihr beim Kauf des Grundstücks den Bebauungsplan der Gemeinde beachten. Er erklärt Euch, welche Gebäude in welcher Weise gebaut werden dürfen. Überprüft auch, ob es für Euch relevante Verkehrspläne gibt, schaut auf den Sonnenlauf bei eurem Wunschgrundstück und findet heraus, ob das Grundstück erschlossen ist – sprich ob Strom, Wasser, Abwasser und Telekommunikation anliegen.
Übrigens: Auch kleine oder schmale Grundstücke können mit etwas Geschick gut bebaut werden.
Ob Bungalow, Massivhaus, Fertighaus – in Holzständerbauweise oder Stein auf Stein, es gibt unendlich viele Häuservarianten. Bei der Frage, wie Euer Traumhaus sein sollte, gibt es mehrere wichtige Ansätze.
Es heisst nicht umsonst Traumhaus. Bevor Ihr recherchiert, überlegt erst einmal ganz für Euch, was Ihr von einem Haus erwartet. Vielleicht sind es ja gar nicht viele große Räume sondern auch ein kleines Haus mit großer Terrasse oder Garten würde Euch glücklich machen. Und sprecht miteinander über diese Vorstellungen – in aller Regel haben da Paare und Familien auch ganz unterschiedliche.
Ob Instagram, Pinterest, Architektur-Dokumentationen oder Einrichtungsmagazine, es gibt rund ums Haus jede Menge Inspiration. Lasst Euch durch diese Fülle an Designs und Ideen treiben, sammelt die schönsten.
Eine gute Adresse, um nicht nur inspiriert zu werden, sondern schon anhand Eurer ersten Vorstellungen ganz konkrete Vorschläge verschiedener Hausarten zu bekommen, ist das euerzuhause Tool.
In Musterhausparks könnt Ihr konkrete Häuservarianten besichtigen, aufmerksame Spaziergänge durch Neubaugebiete zeigen Euch weitere Möglichkeiten. Und mit dem Service von EuerZuhause helfen wir Euch in einem Schritt-für-Schritt-Verfahren, die Vorstellungen zu Eurem Traumhaus zu konkretisieren und liefern Euch Vorschläge von bestehenden Anbietern.
Ebenso wichtig wie die grundsätzliche Entscheidung, wie Euer Traumhaus aussehen soll, ist die Frage, wie es Innen Platz für alle Eure Wünsche bietet. Deshalb: nehmt Euch Zeit, einen geeigneten Grundriss für Euer Haus zu erstellen. Wie Ihr dabei am besten Schritt für Schritt vorgeht, haben wir Euch in diesem Beitrag beschrieben: Grundriss planen Teil 1 – Zehn Tipps zur richtigen Planung eures Hauses
Der Hausbau ist eine aufregende Sache und viele Bauherr:innen sorgen sich um die Finanzierung, Baupfusch, unseriösen Bauunternehmen oder sogar der Pleite des Bauträgers. Um sich viele dieser Probleme zu ersparen, ist die Wahl der Partner besonders wichtig:
Grundsätzlich gilt: Beim Kaufvertrag und auch beim Bau selbst ist vollständige Transparenz die beste Chance, dass Ihr nicht mit versteckten Kosten konfrontiert werdet. Deswegen schaut genau im Vertrag, ob die notwendigen Arbeiten, Gewerke, Materialien und Prüfungen und Kontrollen aufgelistet und auch bepreist sind. Auch ein klarer Zeitplan über die einzelnen Schritte sollte vorliegen. Je mehr Inklusivleistungen in Eurem Kaufvertrag aufgezählt sind, umso unwahrscheinlicher wird eine teure Nachfinanzierung.
Außerdem solltet Ihr überlegen, ob es sich lohnt, einen neutraler Bauberater zu engagieren. Der prüft alle Unterlagen, kann Vorteile und Nachteile der jeweiligen Bauweisen und Unternehmen erklären und Euch bei den einzelnen Bauphasen informieren. Der große Vorteil: Da er nur für Euch arbeitet, ist hier eine hohe Vertrauensbasis zu erwarten.
Die wohl größte Herausforderung beim Bauen: die Finanzierung. Wenn möglich, solltet Ihr mit einem freien Baufinanzierer arbeiten und Euch von ihm beraten lassen, welche Darlehens- oder Kreditmodelle für Euch am besten geeignet sind. Sie greifen auf unterschiedlicher Anbieter von Krediten zurück und können Euch im Zweifel auch einen sinnvollen Mix erstellen.
Folgende Fragen solltet ihr für Euch vorab beantworten:
Spätestens bei diesem Schritt werden Eure Traumvorstellungen der eigenen vier Wände geerdet. Doch bevor Ihr komplett auf alle Wünsche verzichtet, prüft bei jedem Kompromiss, ob Ihr Euren Traum auf unkonventionellen Wegen verwirklichen könnt.
Egal ob Fertighaus oder Architektenhaus: Sobald Ihr Euch für ein Eigenheim entschieden habt, gilt es das Bauunternehmen zu beauftragen. Auch hier solltet Ihr Euch durch einen Berater, eventuell auch spezialisierten Anwalt bei den Vertragsverhandlungen unterstützen lassen.
Der Kaufvertrag ist unterschrieben, Finanzierung und Grundstück sind sicher, jetzt klärt Ihr mit Eurem Baubegleiter und Projektleiter die weiteren Schritte auf dem Weg in Euer Traumhaus. Im Anschluss wird das Bodengutachten in Auftrag gegeben.
Für das Planungsgespräch benötigt Ihr
Außerdem sollte der Baustrom beantragt werden.
In Vorbereitung solltet Ihr Antworten auf folgende Fragen haben:
Danach folgt das Bemusterungsgespräch, bei dem Ihr alles wichtige rund um Euer Haus aussucht: von der Fassadenfarbe über die Fliesen bis hin zur Steckdose-Abdeckung. Weiterhin Teil der Bemusterung sind die Innen- und Außenausstattung wie Wasserhähne, Türgriffe, Fassaden, Farben, Dachpfannen, Fliesen/Bodenbeläge, Treppen. Bei eurer Außenanlage geht es um die Überdachung der Terrasse, einen Schuppen, die Auffahrt, die Außenbeleuchtung, Gartenanlagen und den Briefkasten.
Auf Basis dieser Entscheidungen wird für Euch ein Bauantrag erstellt, den Ihr dann beim zuständiges Bauamt einreicht.
Häufig werden die Bauantragsunterlagen durch einen Architekten eingereicht, die Erstellung dauert ein paar Wochen und eine Baugenehmigung könntet Ihr, falls keine Beanstandungen aufkommen, nach wenigen Tagen, spätestens aber nach vier Wochen erwarten. Tatsächlich kann das aber je nach Bauamt auch mal länger dauern. Wichtig ist, dass Ihr alle wichtigen Unterlagen bereits im Antrag mitliefert, vor allem:
Vor dem eigentlichen Bau gibt es ein paar Vorbereitungen: Bäume werden gefällt, Pflanzen und Gestrüpp auf der Baustelle entfernt, Verkehrswege angelegt und gesichert, die Versorgung mit Bauwasser, Strom und gegebenenfalls Container eingerichtet.
Für Euch beginnt jetzt die Zeit, zu der Ihr viel auf dem eigenen Baugrundstück verbringen werdet. Eventuell könnt Ihr mit Eigenleistungen Kosten einsparen und werdet viel arbeiten. Oder Ihr schaut immer wieder nach den Ergebnissen der Gewerke: Bodenplatte, Wände, Dachstuhl mit anschließendem Richtfest, Dämmung und Dacheindeckung.
Dieser klassische Höhepunkt eines jeden Hausbaus solltet Ihr als Meilenstein auf dem Weg zu eurem Traumhaus gemeinsam mit Familie, Nachbarn, Freunden und Handwerkern feiern. Das Richtfest steht an, wenn der Rohbau fertig gestellt ist und der Dachstuhl errichtet ist. Dabei hängt Ihr als Bauherren eine Richtkrone auf, es wird ein Richtspruch verlesen und anschließend gemeinsam auf das Wohl des Hauses und der Bauherren angestoßen.
Auch wenn solche Traditionen nicht zwingend sind: Auf dem langen Weg zum eigenen Haus gibt es nicht viele Momente, wo Ihr mal Zeit habt, Euch und den Arbeitenden auf die Schulter zu klopfen. Nutzt diese Gelegenheit!
Dann folgt der Innenausbau mit Estrich, Fliesen, Elektroarbeiten, Treppen, Lüftung, Sanitäranlagen, Innenputz, Bodenbeläge, Pflasterungen, Heizung, Malerarbeiten und der Trockenbau.
Habt Ihr Euch für ein Haus in Fertigbau entschieden, sind einige dieser Schritte schon in der Fabrik vorbereitet und die Elemente kommen fertig auf Euer Grundstück.
Schon während der Bauzeit wird es unabhängige Qualitätskontrolle vom Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau (VQC), dem TÜV oder der DEKRA geben. Deren Sachverständigen können Euch vor Baupfusch schützen und überprüfen auch mit einem sogenannter Blower-Door-Test, ob Euer Haus dicht ist.
Ist der Bau fertig, kommt ein besonders wichtiger Moment: die Endabnahme. Dabei trefft Ihr Euch mit der Baufirma und Eurer Baubegleitung und begutachtet das fertige Haus. Hier solltet ihr durchaus nochmal richtig kritisch sein, schließlich sind potenzielle Fehler oder Veränderungen zum Bauplan an dieser Stelle wichtig zu benennen.
Nun wird es endlich Zeit, in euer Traumhaus einzuziehen. Beachtet die Kündigungsfrist einer Mietwohnung, in der Ihr bisher gelebt habt. Organisiert rechtzeitig Umzugshelfer und Transportfahrzeuge. Und macht Euch am besten einen Plan, was in welches Zimmer im neuen Haus kommen soll.
Auch wenn es schön wäre, gleich den Garten rund ums Haus fertig zu haben – Ihr solltet diesen Feinschliff in Ruhe erst nach dem Einzug erledigen. Ob die Pflasterungen für die Auffahrt oder die Terrasse, der Carport oder die Terrassenüberdachung – all das hat Zeit und lässt sich besser mit etwas Ruhe durchführen. Wie Ihr die Außenbeleuchtung, den Pool oder Gartenhäuschens haben wollt, lässt sich am besten auch dann entscheiden, wenn das Haus steht und Ihr schon mal drin wohnt. Eventuell wollt Ihr ja auch einen professionellen Gartenplaner engagieren.