
Natascha
June 19, 2023
|
6 Min
Moderne Lüftungsanlagen sorgen insbesondere in modernen Passivhäusern für ein angenehmes Wohnklima – und helfen, eure Heizkosten zu senken.
Energieeffizientes Bauen läuft bei den meisten Häusern auf eine besonders gute Dämmung hinaus. Wärme, die Innen produziert wird, bleibt im Haus. Und die Kälte von Außen wird ausgesperrt. Doch die immer besser gedämmten Häuser bringen ein Problem mit sich: Um Wärmeverluste zu verhindern, wird die Gebäudehülle bei den meisten Neubauten heute so hermetisch versiegelt, dass selbst die Feuchtigkeit der Atemluft nicht mehr ungehindert nach außen gelangen kann. Unterbleibt jedoch eine regelmäßige, hinreichende Lüftung, bei der das Kondenswasser entweichen kann, drohen Schäden wie ein Schimmelbefall oder gar das Verrotten der der teuren Wärmedämmung.
Tatsächlich ist es gar nicht so einfach, richtig per Hand zu lüften: Um einen einwandfreien Luftwechsel zu gewährleisten, müsstet ihr die Fenster etwa alle zwei Stunden für mindestens 15 Minuten öffnen. Wer kann das schon in seinen Alltagsablauf einbauen? Tatsächlich lassen die Meisten das Fenster dann länger offen stehen. Dann verliert ihr vor allem in den Heizperioden viel Wärmeenergie, die ihr vorher durch aufwendiges Dämmen der Gebäudehülle im Innenraum halten wolltet. Und in einem Passivhaus ist es allein durch manuelles Lüften kaum möglich, das richtige Klima zuschafft.
Die Lösung: Eine Lüftungsanlage, die einen stetigen Austausch der Raumluft sicherstellt, ist deshalb auch eine Investition in die Langlebigkeit der Immobilie. Muffige Räume gehören der Vergangenheit an. Das steigert den Wohnkomfort beträchtlich.
Manuelles Lüften bleibt mit einer Lüftungsanlage natürlich möglich. Doch tatsächlich werdet ihr die Vorteile der Technik recht schnell zu schätzen wissen:
Zusätzlich reinigt das Filtersystem in der Lüftungsanlage die Außenluft von Schmutz und Staub – und Allergiker haben weniger Probleme mit Pollenflug im Haus.
Da der Luftaustausch mit Lüftungsanlagen kontinuierlich und damit in geringerer Menge als bei Stoßlüftungen von Fenstern erfolgt, habt ihr weniger fühlbare Luftbewegung im Raum, werdet also auch nicht mehr das Gefühl haben, dass es „zieht“.
Lüftungsanlagen haben Ventilatoren und die können Lärm machen. Ihr solltet deshalb darauf achten, Anlagen von Qualitätsherstellern mit sehr leisen Ventilatoren zu nutzen. Außerdem sollten die Luftverteilsysteme zentraler Anlagen schallentkoppelt sein, sodass eine Geräuschübertragung verhindert wird. Ihr solltet auch darauf achten, dass eure Lüftungsanlage verschiedene Regelungsstufen hat. Damit könnt ihr die Leistung auf die jeweilige Verbrauchssituationanpassen, etwa eine Normallüftung, Nachtlüftung oder Intensivlüftung wenn viele Menschen im Raum sind.
Luft, die durch eine Lüftungsanlage in den Raum kommt, ist nicht trockener als aus der Direktlüftung. Seid ihr aber besonders empfindlich, könnt ihr die Lüftung mit Feuchterückgewinnung nutzen. Diese Modelle gewinnen neben der Wärme auch einen Teil der Luftfeuchte aus der Abluft zurück, die Raumluft trocknet dadurch weniger aus.
Unumgänglich ist aber die Pflege eurer Anlage: Der herausgefilterte Schmutz sammelt sich in den Filtern und diese müssen deshalb regelmäßig kontrollieren und bei Bedarf gereinigt oder ausgetauscht werden. Und je nach Belastung solltet ihr alle paar Jahre eine fachmännische Inspektion und Reinigung durchführen lassen.
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Varianten. Die einfachste Form ist eine Abluftanlage, bei der verbrauchte Luft aus den Räumen gesaugt und übers Dach abgeleitet wird. Frische Luft strömt durch eigens installierte Durchbrüche an den Türen nach, ein Ventilsystem verhindert, dass warme Luft nach außen dringt – in den Wintermonaten gehe jedoch für das Aufheizen der einströmenden Kaltluft viel Energie verloren.
Da die transportierten Luftmengen gering sind, entsteht kein unangenehmer Durchzug. Und wenn die Heizkörper in der Nähe der Fenster oder Außenluftdurchlässe angebracht sind, können sie die Luft schnell aufwärmen. Ihrsolltet darauf achten, dass ihr die Leistung des Abluftventilators nach Bedarf stufenweise einstellen oder sogar über einen Sensor regeln könnt.
Doch für besonders energieeffiziente Häuser ist diese einfache Form des Luftaustausches eine kaum zu verkraftende Verlustquelle. Hier lohnt sich eine Zu- und Abluftanlage mit einem Wärmetauscher.
Bei diesem System gibt die warme Abluft ihre Energie in einem Wärmetauscher berührungsfrei an die kalte Frischluft ab. DieTechnik hat inzwischen einen Wirkungsgrad von 80 bis 95 Prozent. Frische Luft strömt – auf 80 Prozent der Hausinnentemperatur erwärmt und gefiltert – in die einzelnen Räume.
Und selbst die restlichen 20 Prozent müssen nicht ungenutzt verpuffen. Wenn 21 Gradwarme Abluft die Frischluft im Wärmetauscher auf 17 Grad erwärmt, bleiben vier Grad – die lassen sich wiederum für den Betrieb einer Wärmepumpe nutzen, um Heizenergie zu gewinnen.
Im Ergebnis erhält man so eine Grundheizung, die lediglich in Zimmern mit höherem Heizbedarf durch weitere Heizelemente unterstützt werden muss.
Wie der Name schon sagt, wird bei einer zentralen Zu- und Abluftanlage die Lüftung für das ganze Haus gesteuert. Die Luft strömt über eine zentrale Zu- und Abluftleitung, es werden keine Durchlässe in den Hauswänden erforderlich. Durch die Wärmerückgewinnung wird die in der Abluft enthaltene Wärmeenergie über einen Wärmetauscher an die einströmende Außenluft abgegeben.
Ihr solltet das zentrale Lüftungsgerät aus Schallschutzgründen nicht an Schlafräume sondern im unbewohnten Dachgeschoss, einem Keller oder Abstellraum platzieren.
Dezentrale Zu- und Abluftanlagen sind kompakte Lüftungsanlagen, die ohne aufwändig verlegte Leitungen auskommen. In den Außenwänden werden Durchlässe installiert, über die Luft zu- und abgeführt wird. Sie sind besonders für stark beanspruchte oder ungünstig gelegene Räume geeignet, etwa Wohn- und Schlafräume an viel befahrenen Straßen.
Ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung kostet durchschnittlich 8000 Euro, eine Luftwärmepumpe ist zwischen 5000 und 10 000 Euro zu haben – zuzüglich Einbaukosten. Frühzeitig eingeplant, finden sich jedoch auch günstigere Lösungen: Bei Fertighäusern gibt es das Komplettpaket für 12 000 Euro.
Die Technik ist recht puristisch. Und das hat positive Folgen auf die Pflege: Außer dem Filteraustausch und der Reinigung der Luftzugänge fällt kaum Arbeit und Kosten an.
Schon jetzt wird die Planung (gesondert!) und der Einbau von Lüftungsanlagen gefördert. Ein entsprechendes Förderprogramm der KfW findet ihr hier.
Absehbar werden sich die Förderungen aber mit den Gesetzesnovellen zu Wärmepumpe und Co. noch dieses Jahr verändern.