
Tom
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Fertighäuser liegen im Trend. Hausbauer schätzen besonders die kurzen Bauzeiten – in der Regel dauert es ab Vertragsabschluss nur zwischen fünf und neun Monate, bis die eigenen vier Wände bezugsfertig sind. Zudem sind die Kosten durch die vorgefertigten Bauteile gut kalkulierbar, verschiedene Ausbaustufen helfen, das Budget zu schonen. Doch Fertighaus ist nicht gleich Fertighaus! Bevor Ihr Euch für diesen Haustyp entscheidet, solltet Ihr über die Unterschiede Bescheid wissen. Auch bei der Vertragsgestaltung lohnt es sich, genauer hinzuschauen.
Charakteristisch für Fertighäuser sind die im Werk vorgefertigten Bauelemente. Als Faustregel gilt: Je mehr der Hersteller vorfertigt und je größer die einzelnen Elemente sind, desto schneller ist das Fertighaus errichtet.Zu den bekanntesten Bauweisen im Fertighausbau zählt die Holzrahmenbauweise. Ähnlich wie das klassische Fachwerk bestehen die Wände aus Holzrahmen mit senkrechten Ständern und waagerechten Riegeln. In die Zwischenräume der verkleideten Holzrahmen füllt der Hersteller Dämmmaterial. Die Holzrahmenbauweise gilt aufgrund ihrer guten Wärmedämmeigenschaften als besonders energieeffizient.Eine verwandte Bauweise ist der Holztafelbau. Im Unterschied zur Holzrahmenbauweise werden die Wandelemente komplett im Werk gefertigt. Auf der Baustelle werden sie nur noch zusammengesetzt.Beim Holzriegelbau, auch bekannt als Holzständerbauweise, bilden Holzbalken mit tragender Funktion das "Skelett" des Fertighauses. Dieses Grundgerüst wird beplankt, sodass ein Blockhaus entsteht.
Fertighäuser unterscheiden sich vor allem im Hinblick auf die Ausbaustufe. Davon hängt ab, wieviel Eigenleistung für die Fertigstellung erforderlich ist.
Bausatzhäuser sind relativ selten, da diese Art von Fertighaus wirklich nur für sehr erfahrene Bauherren geeignet ist. Sie bekommen vom Hersteller alle benötigten Materialien und bauen Ihr Zuhause selbst zusammen. Häufig handelt es sich dabei um Blockhäuser.
Fertighäuser, die bei Übergabe an die Bauleute witterungsfest, aber noch nicht einzugsfertig sind, bezeichnet man als Ausbauhäuser. Die Arbeiten im Inneren könnt Ihr entweder selbst ausführen oder Fachfirmen beauftragen: zum Beispiel Trockenbauer, Fliesenleger oder Elektriker.
Viele Hausbauer schätzen diesen Fertighaustyp, da sich mit Eigenleistungen bares Geld sparen lässt. Allerdings solltet Ihr über genügend Zeit, ein Mindestmaß an handwerklichem Geschick und auf verlässliche Verwandte und Freunde verfügen. Andernfalls kann ein Ausbauhaus schnell zu Frustration und explodierenden Kosten führen.
Den Schlüssel erhalten, die Umzugskisten auspacken, Möbel aufstellen und sich zu Hause fühlen – das verstehen die meisten Baufamilien unter "schlüsselfertig". Ganz so einfach ist es aber nicht.
Je nach Angebot können auch bei einem schlüsselfertigen Fertighaus noch Eigenarbeiten anfallen. Im Preis inbegriffen sind in der Regel die Bodenplatte oder der Keller, Wände, Dach, Zimmerdecken, Estrich, Außen- und Innentüren, Fenster, Elektro- und Sanitärinstallation sowie die Heizungsanlage.
Wandarbeiten wie Tapezieren oder das Verlegen von Bodenbelägen hingegen können in einigen Fällen nicht im Angebot enthalten sein und müssen in Eigenleistung erbracht werden. Gleiches gilt für die Außenanlagen des Fertighauses.Schlüsselfertige Fertighäuser haben den Vorteil, dass der Anbieter die Ausführung sämtlicher Gewerke überwacht – eine eigene Bauaufsicht entfällt. Zudem habt Ihr einen genauen Überblick über alle Baukosten: Ihr seid vor unangenehmen Überraschungen geschützt. Bisweilen gestaltet sich auch die Baufinanzierung einfacher und zügiger.
Allerdings müsst Ihr für schlüsselfertige Fertighäuser deutlich tiefer in die Tasche greifen als für Bausatz- oder Ausbauhäuser.
Die Frage nach den Kosten für ein Fertighaus lässt sich ungefähr so eindeutig beantworten, wie die Frage, wie viel ein Auto oder ein Urlaub kostet: Es kommt darauf an, was Ihr euch leisten könnt oder wollt. Bei den Fertighausanbietern reicht die Bandbreite der Portfolios von preiswerten Häusern für einen schmaleren Geldbeutel bis hin zu Häusern im Premium-Segment, sodass für jede Baufamilie ein passendes Zuhause dabei ist.Einen Anhaltspunkt für den Preis bieten die Ausbaustufen. So sind Fertighäuser als Bausatzhäuser bereits ab 100.000 Euro zu haben. Für ein Ausbauhaus in Fertigbauweise müsst ihr mit etwa 130.000 Euro aufwärts rechnen. Schlüsselfertige Fertighäuser starten mit einem Preis von etwa 180.000 Euro. Allerdings sind diese eher klein: die Wohnfläche beträgt um die 100 Quadratmeter. Die Entscheidung für einen Keller statt einer Bodenplatte, eine besondere Dachform, die Anzahl der Geschosse und der Grundriss des Hauses sind weitere Faktoren, die sich auf den Preis eines Fertighauses auswirken. Darüber hinaus müsst Ihr den Kauf des Grundstücks, die Baunebenkosten und die Kosten für die Außenanlagen einkalkulieren.
Wenn Ihr einen passenden Fertighausanbieter gefunden habt, schließt Ihr mit ihm einen sogenannten Verbraucherbauvertrag ab. Diese Vertragsform ist bei Verträgen mit Fertighausanbietern die gängigste.Wichtig für Euch: die Bau- und Leistungsbeschreibung. Hier steht drin, was Euer Fertighaus in welcher Qualität enthält – und was nicht. Laut Baurecht dürft Ihr den Vertrag um zusätzliche Leistungen ergänzen oder bestehende Leistungen ändern. Allerdings kann es sich der Fertighausanbieter vorbehalten, diese zusätzlichen Leistungen abzulehnen.Gemäß Bauvertragsrecht gilt ein Widerrufsrecht bis 14 Tage nach Vertragsabschluss. Eure Rücktrittsrechte solltet Ihr genau prüfen und idealerweise separat schriftlich fixieren: Stornierungsgebühren betragen häufig zehn Prozent der Kosten.Die Konditionen für die Bezahlung des Fertighauses gehören ebenfalls in den Vertrag. Üblicherweise zahlt Ihr Teilbeträge entsprechend des Baufortschritts. Der erste Teilbetrag wird zum Beispiel bei Vorlage der Baupläne fällig, weitere Teilbeträge nach Baubeginn. Bei der Übergabe des Fertighauses müsst Ihr die Schlusszahlung leisten.
Unser Tipp: Fertighausanbieter, die in der Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau (QDF) organisiert sind, bieten eine Festpreisgarantie von mindestens zwölf Monaten. Bei Verzögerungen durch den Hersteller, müsst Ihr den vereinbarten Festpreis entsprechend später zahlen.
Der Bau eines Fertighauses ist eine komplexe Angelegenheit. Also: Habt Ihr wirklich alles bedacht? Ein paar Tipps zum Schluss, damit Ihr keine unangenehmen Überraschungen bei den Kosten erlebt.