
Natascha
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6 Min.
Ein eigenes Haus zu bauen, ist ein großes Projekt, oft auch die größte Investition im Leben. Dabei unterschätzen Bauherr:innen oftmals die Risiken, auf die sie sich bei einem Neubau einlassen. Wir haben für Euch 12 Tipps, wie Ihr den größten Schwierigkeiten aus dem Weg gehen könnt.
Hand aufs Herz: Wie gut kennt Ihr Euch mit Hausbau und Baurecht aus? Mit Bausachverständigen an Eurer Seite könnt Ihr in allen Bauphasen auf professionelles Know-how zurückgreifen. Das zahlt sich aus: Bausachverständige prüfen Eure Vertragsunterlagen, beraten Euch zu Fördermöglichkeiten, sie sind regelmäßig auf der Baustelle, kennen die kritischen Punkte und erkennen Fehler und Schäden, die Euch vielleicht gar nicht aufgefallen wären. Sachkenntnis ist beim Hausbau das A und O: Die Kosten dafür sind zwar eine zusätzliche Investition, aber sie hat sich meisten schon gelohnt, wenn der erste Baumangel verhindert oder beseitigt wurde.
Viele Grundrisse können inspirieren. Passen wird jedoch nur einer, der wirklich auf Eure Bedürfnisse abgestimmt ist! Deshalb solltet Ihr schon früh darüber nachdenken, welche Wünsche Ihr an Euer Traumhaus habt, wie viele Zimmer Ihr benötigt usw. Achtet auch darauf, dass sich Eure Lebensumstände ändern werden: Vielleicht kommt noch ein Kind dazu? Was passiert mit den vielen Zimmern, wenn die Kinder ausziehen? In unserem Blogartikel Grundriss planen Teil 1 – Zehn Tipps zur richtigen Planung eures Hauses haben wir Euch die wichtigsten Tipps zum passenden Grundriss aufgelistet.
Ihr solltet genau überlegen, was Ihr Euch leisten könnt, dürft Euer Budget dabei aber nicht zu knapp bemessen. Wichtig: Vergesst die Baunebenkosten (Grunderwerbsteuer, Notar, Makler, etc.) nicht, denkt an die zu erbringenden Rücklagen und holt Euch mehrere unabhängige Kreditangebote ein. Die Tilgungsrate solltet Ihr übrigens nicht zu niedrig ansetzen.
Wenn wir gerade über die Kosten und das Budget für Euer Traumhaus sprechen: Mit den reinen Baukosten ist es nicht getan. Ihr müsst Baunebenkosten, Finanzierungskosten und die Versicherungskosten genauso einrechnen, wie zukünftige Instandhaltungskosten. Renovierungen und Reparaturen summieren sich schnell zu erheblichen Beträgen. Nicht zu vergessen sind die laufenden Kosten die Euch entstehen, wenn Ihr in Eurem Haus wohnt. Heiz- und Stromkosten, Gebühren für Müllentsorgung, Schornsteinfeger, Wasser und Abwasser fallen genauso an wie bei Mietwohnungen an. Ihr bekommt zwar keine Nebenkostenabrechnung mehr – müsst dafür aber diese Kosten selbst im Blick behalten.
Auch wenn die Vorfreude auf Euer eigenes Haus riesig ist: Mit Zeitverzug auf der Baustelle müsst Ihr immer rechnen. Fehlendes Material, Personalengpässe, Witterung: Es gibt viele Gründe, warum Euer Haus später fertig werden kann als geplant. Kündigt Ihr zum Beispiel Eure Wohnung zu früh, steht Ihr im schlimmsten Fall ohne Dach über dem Kopf da. Plant also unbedingt einen zeitlichen Puffer für den Einzugstermin ein. Geduld zahlt sich oft mehr aus als Eile.
Natürlich könnt Ihr beim Bau Eures Hauses mit anpacken und einige Arbeiten selbst übernehmen. Das kann ziemlich erfüllend sein und Kosten sparen: Banken erkennen bis zu 15 Prozent der Kreditsumme als Eigenleistung an. Das heißt: Ihr könnt bei Darlehen einen Teil des Eigenkapitals durch Eigenleistung abdecken. Allerdings solltet Ihr eure handwerklichen Fähigkeiten unbedingt realistisch einschätzen. Bei selbst verschuldeten Baufehlern habt Ihr keinen Gewährleistungsanspruch: Kosten für die Mängelbeseitigung zahlt Ihr in dem Fall selbst.
Verzögerung auf der Baustelle verursachen immer Kosten. Also: Seid Ihr wirklich schneller beim Fliesen legen oder tapezieren als gelernte Handwerker? Arbeitet Ihr genauso sauber, wie jemand, der den Beruf gelernt hat und jahrelange Erfahrung hat? Nicht zu vergessen: Schafft Ihr die Arbeit zusätzlich zu Eurem regulären Job ohne am Stress durch die Doppelbelastung zu verzweifeln?
Klar: Preisgünstig heißt nicht zwingend schlecht. Also ist nur was billig ist, auch gut? Mitnichten. Wenn Ihr beim Hausbau ausschließlich das günstigste Baumaterial verwendet, zahlt Ihr am Ende oft drauf. Qualität hat nunmal ihren Preis, dafür halten hochwertige Baustoffe aber auch länger und Ihr müsst nicht nach kurzer Zeit kostenintensive Nachbesserungen vornehmen.
Schwarzarbeit ist illegal. Euch drohen hohe Bußgelder, wenn Ihr erwischt werdet und im schlimmsten Fall sogar eine Freiheitsstrafe, weil Ihr für Unfälle persönlich haftet. Davon abgesehen habt Ihr keinen Anspruch auf Gewährleistung bei fehlerhaften Leistungen oder Folgeschäden. Wen wollt Ihr auch belangen?
Als Laien wisst Ihr wahrscheinlich nicht alles über Trittschalldämpfung, Feuchtigkeits- und Dampfsperren oder Armierungen. Auf der Baustelle werdet Ihr solchen Begriffen aber häufiger begegnen. Wenn Euch etwas unklar ist: Fragt unbedingt nach und lasst Euch von der Baufirma, von den Handwerkern oder Euren Bausachverständigen alles erklären. Mit offener Kommunikation vermeidet Ihr Missverständnisse und könnt leichter auf Dinge hinweisen, die Euch auffallen – und sich vielleicht als Mängel entpuppen. Das mag zu Konflikten führen, aber denen müsst Ihr Euch stellen, um zeitintensive und teure Probleme zu vermeiden.
Euer Traumhaus steht, aber es fehlt noch die Abnahme: Die solltet Ihr äußerst gewissenhaft und nur mit einem Bausachverständigen machen. Jede noch so kleine Auffälligkeit gehört ins Protokoll: Schließlich gibt es nicht nur offensichtliche Schäden, die sofort behoben werden können. Manche Mängel zeigen sich erst schleichend und nach Eurem Einzug. Aber auch nach der Abnahme besteht Sachmängelhaftung. Je früher Ihr die Schäden meldet, desto früher kann eine Lösung gefunden und die Haftung eingefordert werden. Zieht im Zweifel immer einen Anwalt hinzu, um Euer Recht durchzusetzen.
Eine Baustelle geht an die Substanz: körperlich, psychisch, zwischenmenschlich. Bleibt gelassen und haltet ab und zu Abstand von der Baustelle: Das hilft auch Eurer Beziehung und Eurem Familienglück.