
Tom
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Eine der wichtigsten Entscheidungen jedes Bauherren ist die für das passende Bauunternehmen. Ob Fertigbauhaus oder in Massivhaus-Bauweise - erst mit dem richtigen Partner seid Ihr auf der sicheren Seite bei der Planung Eures Traumhauses. Wir haben Euch die wichtigsten Kriterien für die Wahl einer Baufirma aufgeschlüsselt.
Wie bei jedem größeren Geschäft solltet Ihr auf die Erfahrungen der Kunden vor Euch hören. Fragt also Bekannte, Nachbarn usw. nach ihren Erfahrungen mit dem Bauunternehmen. Lasst Euch die Umstände des Baus genauer erklären, fragt auch nach konkreten Personen, mit denen die Bauherren schon zutun hatten und lasst Euch auch die Softskills, also das Kommunikationsverhalten, beschreiben. Im ganzen Bauprozess sind viele Menschen beteiligt und nicht selten sind es der Umgang und die Kundenfreundlichkeit der Partner, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Fragt auch nach Subunternehmen und den verschiedenen Gewerken. Die Ergebnisse Eurer Recherche solltet Ihr offen vor der Beauftragung mit dem Bauunternehmen besprechen. Schlechte Erfahrungen mit Subunternehmen hat vielleicht auch schon zu Veränderungen geführt.
Weitere gute Quellen sind zum Beispiel das Bauherren Forum Fertighaus oder Wir bauen ein Fertighaus und es gibt auch Facebook-Gruppen zu einzelnen Herstellern.
Viele Baufirmen präsentieren ihre bisherigen Arbeiten auf der Unternehmenswebsite. Schaut Euch diese Referenzen an und prüft, ob Euch die Ergebnisse gefallen. Nicht immer ist das ein Rückschluss auf das Können der Firma – schließlich entscheiden immer auch die Bauherren. Aber das sind gute Gesprächsgrundlagen bei den Verhandlungen, wenn Ihr mit Eurem Berater über konkret realisierte Vorhaben sprechen könnt.
Fragt auch nach, ob Ihr einzelne Kunden kontaktieren dürft. Sie sind ganz praktische Ratgeber, schließlich haben sie den Bauprozess mit dem Unternehmen bereits durchlaufen. Sollte sich die Baufirma dagegen sträuben, ist das schon mal kein gutes Zeichen.
Ihr solltet auf einen Anbieter setzen, der finanziell solide ist. Denn geht das Bauunternehmen pleite, hat das erhebliche Verzögerungen und auch Mehrkosten zur Folge. Ihr könnt Euch nicht hundertprozentig absichern, aber auf folgende Punkte solltet Ihr achten.
Auch im Bau gibt es Qualitätssiegel und Zertifizierungen. Diese geben Euch Orientierung bei der Auswahl Eures Bauunternehmens.
Das QDF-Siegel steht für Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau und ist ein Zusammenschluss von 48 Fertighaus-Anbietern von Häusern in Holzfertigbauweise. Das Siegel bekommt, wer als Hersteller die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) beim Wärmeverlust der Gebäudehülle um mindestens 25 Prozent unterschreitet, wer die Förderkriterien der KfW-Bank für „Energieeffizientes Bauen" erfüllt und garantiert, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen.
Neu ist das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) – ein staatliches Gütesiegel für Gebäude. Voraussetzung für das Qualitätssiegel ist ein Nachweis der Erfüllung bestimmter Anforderungen an die ökologische, soziokulturelle und ökonomische Qualität von Gebäuden. Wie das Siegel funktioniert, erfahrt Ihr beim Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.
Weitere Siegel wie natureplus, Wohnsiegel – Das Europäische Markenhaus oder VQC erklärt ein Leitfaden des Verbandes privater Bauherren.
Ihr solltet prüfen, über welche Zertifizierungen und Siegel der Hersteller verfügt, wie alt diese sind und Euch informieren, wie glaubhaft das Siegel ist.
Der Erstkontakt zum Bauunternehmen wird in aller Regel das Informationsmaterial des Anbieters sein. Schaut, wie ausführlich, informativ und aussagekräftig dort die Informationen sind. Sind das klassische Werbeversprechen oder findet ihr fundierte Unterlagen?
Im nächsten Schritt solltet Ihr mit dem potenziellen Hersteller einen Beratungstermin ausmachen und hier genau schauen, wie konkret der Berater auf Eure Wünsche eingeht, ob er Eure Vorstellungen versteht und praktische Ansätze hat, um diese zu realisieren. Auch Fertighaus-Hersteller stellen Ihre Produkte nach sehr individuellen Vorgaben her und können viele Eurer Sonderwünsche umsetzen.
Sollte hier aber wenig auf Euch und Eure Wünsche eingegangen werden – solltet Ihr überlegen, ob das der richtige Partner in Eurem Bauvorhaben ist.
Das Thema Wohngesundheit wird immer wichtiger und wird schon bei der Wahl der Baumaterialien relevant. Deshalb solltet Ihr schon beim ersten Kontaktgespräch darauf achten, wie wichtig der Anbieter Bauqualität und Raumluft nimmt und welche Belastungswerte im Haus angestrebt werden. Insbesondere die Werte von Formaldehyd und flüchtigen organischen Verbindungen sollten kontrolliert werden. Die versprochenen Grenzwerte solltet Ihr Euch vertraglich zusichern lassen.
Die Qualität Eures fertigen Traumhauses wird eine beinahe ewige Diskussion im Prozess sein. Fehler passieren tatsächlich immer und ständig. Und eigentlich ist es eher die Frage, wie groß sie sind denn, ob es sie überhaupt gibt. Allein eine Studie des Bauherren-Schutzbundes hat bei 100 ausgewerteten Bauvorhaben insgesamt 2.255 Mängel festgestellt, im Durchschnitt sind das etwa 20 Mängel pro Bau.
Die entscheidende Frage ist, wie groß die Mängel sind und auch wann sie festgestellt werden. Denn viele lassen sich im Bau noch beheben und sind damit zwar statistisch entstanden aber dann in Eurem Traumhaus auch nicht mehr wichtig.
Tatsächlich lohnt es sich, einen Bausachverständigen baubegleitend zu engagieren. Er prüft fachmännisch und für Euch, ob alle Arbeiten richtig ausgeführt und auch die versprochenen Materialien verwendet wurden.
Je klarer, eindeutiger und vollständiger die Vereinbarungen zwischen Euch und der Baufirma ist, umso geringer ist die Gefahr, dass Bestimmungen zu Euren Ungunsten ausgenutzt werden. Achtet deshalb darauf, dass die Leistungen beim Bau genau und ausführlich gelistet sind, dass die Materialien klar benannt sind, ebenso wie die einzubauenden technischen Anlagen. Auf Formulierungen wie „hochwertig“ solltet Ihr nicht hereinfallen. Die sagen nichts konkretes aus. Dies gilt auch für Formulierungen wie „Standardausstattung“ oder „gleichwertige Ausführung“: Solche Begriffe bergen zu viel Interpretationsspielraum. Hingegen verbirgt sich hinter dem Begriff „Anerkannte Regeln der Technik“ die Zusicherung, dass die gesetzlichen DIN-Normen und Standards eingehalten werden.
Die Bau- und Leistungsbeschreibung oder auch Bauleistungsbeschreibung ist Teil des Bauvertrags und führt alle Bauleistungen, den Leistungsumfang, die Materialien und Arbeiten auf. Was hier steht, wird nach dem Vertragsschluss zu einem fest vereinbarten Preis umgesetzt. Was nicht drin steht, kostet in jedem Falle extra.
Genauigkeit, Vollständigkeit und Expertenprüfung – das sollten Eure drei Richtlinien für die Leistungsbeschreibung sein. Der Bauherren-Schutzbund hat eine recht ausführliche Checkliste für die Bau- und Leistungsbeschreibung erstellt.
Sehr häufig werden die beiden Begriffe „bauseits“ und „schlüsselfertig" zur Beschreibung der Bauleistungen genutzt – und hier versteht der Bauherr nicht selten was anderes als das Bauunternehmen.
Bauseits zu erledigenden Aufgaben sind keineswegs Leistungen, die das Bauunternehmen liefern muss. Tatsächlich soll der Bauherr die Kosten tragen. Dazu gehören oft Ausgaben für Erschließung wie für den Erdaushub, die Erdentsorgung und die Hausanschlüsse.
Auch schlüsselfertig ist kein fester Rechtsbegriff. Während Bauherren davon ausgehen, dass sie direkt in das Haus mit ihren Möbeln und Sachen einziehen können, schließt schlüsselfertig oft Malerarbeiten und Bodenbeläge aus.
Deshalb solltet Ihr darauf achten, dass im Bauvertrag und der Leistungsbeschreibung genau aufgeschlüsselt ist, was bauseits und schlüsselfertig konkret meint.
Oder Ihr verabredet die Übergabe eines „bezugsfertigen Hauses": In diesem Falle sind solche Zusatzkosten weitgehend ausgeschlossen.
Allein anhand der Leistungsbeschreibung, die Teil des Vertrages ist, zeigt sich, wie detailiert ein Bauvertrag sein sollte. Achtet darauf, dass wirklich alle Möglichkeiten konkret geregelt sind. Zusagen, die nicht schriftlich fixiert sind, sollten Euch nicht reichen.
Gute Fertighaus-Anbieter haben in ihren Verträgen das seit Januar 2018 geltende neue Baurecht umgesetzt und klären die Kunden umfassend über ihre Rechte auf. Darüber hinaus gibt es weitere Pluspunkte für Käufer im Vertrag:
Lest hier unsere 8 Tipps für die Vertragsgestaltung und lasst vor der Unterschrift den Bauvertrag unbedingt von einem Fachanwalt für Baurecht überprüfen. Das kann euch im Zweifel viel Ärger und Geld sparen.
Für Laien ist es oft kaum möglich, einen Bauvertrag oder eine Leistungsbeschreibung richtig zu lesen und dann auch noch auf mögliche Fallstricke, Unklarheiten und Lücken hin zu prüfen. Ihr solltet Euch deshalb sowohl für die rechtliche als auch für die bauliche Seite Hilfe holen und Fachleute einschalten. Natürlich kann ein befreundeter Architekt auf die Unterlagen schauen und Euch Grundsätzliches erklären. Doch Vorsicht: Aus dieser Beratung ergibt sich keinerlei rechtliche Sicherheit und Konsequenz. Anders als spezialisierte Anwälte und Bausachverständige, die solche Überprüfungen anbieten und deren Einschätzung auch im Streitfall belastbar ist.
Auch wenn es nicht so ganz einfach ist, das richtige Bauunternehmen für Euer Traumhaus zu finden – die Ausdauer und Mühe in der Suche lohnt sich. Denn durch kluge Vorauswahl könnt Ihr vielen Fallstricken und Fehler bereits aus dem Wege gehen . In unserer Hersteller-Datenbank könnt ihr aus vielen 1.000 Hausmodellen von seriösen Herstellern suchen und wir finden für Euch nach Euren Kriterien den besten Anbieter.